Aussaathinweise und Ansaatmengen
Bodenvorbereitung: Eine mehr oder weniger intensive Bodenbearbeitung ist vor allem dann nötig, wenn auf der zu begrünende Fläche bereits ein Pflanzenbestand vorhanden ist (Grünland oder Rohboden mit Pionierstadien von Gräsern und Kräutern) oder die Fläche als Ackerland genutzt wurde. Ziel ist es, den vorhandenen Pflanzenbestand so intensiv wie möglich zu stören und das Samenpotential im Boden zu reduzieren. Dazu sind mehrere mechanische Bearbeitungsgänge mit abnehmender Bearbeitungstiefe optimal.
Beispiel Grünlandumbruch:
- Mulchen des Pflanzenbestandes
- Pflügen oder Schwergrubbern
- Feingrubber/Kreiselegge ca. 10–15 cm Bearbeitungstiefe
- Feingrubber/Kreiselegge-Drillkombination 2–5 cm Bearbeitungstiefe
Die Arbeitsgänge 3 und 4 sollten jeweils nach dem erneuten Auflaufen von Samen- und Wurzelunkräutern erfolgen.
Auf frischen Rohbodenstandorten ohne Bewuchs, z.B. auf Unterbodenschüttungen oder auf Böschungsanschnitten, genügt oft die Ausformung des gewünschten Profils und die Herstellung einer leicht strukturierten Oberfläche. Diese bewirkt, das Niederschlagswasser gut eindringen kann und nicht an der Oberfläche abläuft. Darüber hinaus gelangt das Saatgut in günstige Keim- und Entwicklungspositionen. Um spätere Pflegemaßnahmen zu ermöglichen kann die Beräumung von Gesteinsresten etc. erforderlich sein. Glatt abgezogene Oberflächen sind ungeeignet, da sie besonders bei bindigen Substraten das Verwehen und Abspülen des Saatgutes begünstigen.
Wann ansäen: Es gilt folgende Faustregel: Je extremer die Standortverhältnisse, desto kleiner der Zeitraum für erfolgreiche Ansaaten. Die überwiegende Zahl der Pflanzenarten des Mitteldeutschen Raumes reifen im Spätsommer bis Herbst, um nach den ersten größeren Niederschlägen wieder zu keimen. Im Herbst ist daher auch eine günstige Zeit für Wildpflanzenansaaten in diesem Gebiet. In Regionen mit kurzer Vegetationszeit (Hochlagen der Mittelgebirge, alpiner Raum) sind dagegen Frühjahrsansaaten zu empfehlen. In Gebieten mit atlantisch geprägtem Klima und relativ hohen Niederschlägen kann während der gesamten Vegetationsperiode angesät werden.
Einige Arten benötigen Temperatur- und oder Feuchtewechsel damit die Keimruhe ihrer Samen beendet wird. Sie laufen dann meist im Folgejahr auf. Wenige Spezialisten benötigen mehrere Jahre bis zur Keimung.
Wie ansäen: Viele Arten sind Lichtkeimer; wenn sie in den Boden eingearbeitet werden, können sie eine Ruhephase beginnen. Daher ist das Saatgut so flach wie möglich zu drillen oder als Breitsaat auszubringen. Damit stets ein gewisser Anteil von Licht- und Dunkelkeimern in eine jeweils günstige Keimposition gerät ist eine strukturierte Bodenoberfläche (vgl. Bodenvorbereitung) erforderlich. Besonders auf Sand und feinerdereichen Standorten muß die Ansaat unbedingt angewalzt werden, um den Bodenschluß der Samen (vor allem für die Gräserkeimung wichtig) zu gewährleisten. Dabei sollen Ringwalzen, welche auch nach der Rückverdichtung eine günstige Oberflächenstruktur hinterlassen, verwendet werden.
Mangelnde Krümelstruktur (z.B. bei Rohböden), bindige Böden (z.B. Löß) oder geneigte Flächen können zusätzliche Erosionschutzmaßnahmen erforderlich machen: Sehr günstig ist die Abdeckung mit einer dünnen Heuschicht (Mulchabdeckung). Auch andere Materialien können abhängig von den örtlichen Gegebenheiten und dem Ziel der Ansaat genutzt werden: frisches Mähgut, grobmaschige Geotextilien aus abbaubaren Materialien, Holzschredder, Zweige und Äste; selbst Schotter und Kies sind möglich.
Bei Anspritzsaaten auf Schotter und Grobgesteinssubstrat sollte auf den Kleberanteil der Mischung verzichtet werden, da die Samen sonst schlecht in die Fugen zwischen dem Material gespült werden können.
Aussaatmengen: In der Praxis (z.B. Ausschreibungstexte für Landschaftsbauarbeiten) sind Angaben der geforderten oder gewünschten Saatmischung in Gramm üblich. Diese Verfahrensweise hat bei gräserbetonten Standardmischungen mit wenigen Arten ähnlicher Tausend-Korn-Gewichte (TKG) ihre Berechtigung. Bei artenreichen Wildpflanzenmischungen mit Samen der unterschiedlichsten Gewichte ist eine g/m² - Angabe für den Anwender hinsichtlich der tatsächlichen Samenmenge nicht aussagekräftig, da das TKG bei den einzelnen Arten beispielsweise zwischen 0,01 (Sedum - Arten) und 20 (Wicken) schwanken kann. Bei der Zusammenstellung von Mischungen gehen wir daher von der gewünschten Zahl Samen der einzelnen Arten pro Flächeneinheit aus. In zahlreichen Praxisversuchen mit Wildpflanzenmischungen hat sich eine Zahl von 2000-5000 Samen/m² (das entspricht etwa 1 bis 5g/m²) als ausreichend erwiesen. Auch bei schwierigen Boden- oder Substratbedingungen werden Dichten von 200 – 400 Pflanzen/m² erzielt, die sich optimal entwickeln können. Zu dichte Pflanzenbestände führen vor allem zu einer verringerten Wurzelentwicklung. Sie werden dadurch wesentlich trockenstressanfälliger. Durch die ungenügende Verzahnung mit tieferen Bodenschichten können beispielsweise Vegetationsschichten an Böschungen abgleiten.