Beratung,
Planung und Ausführung ingenieurbiologischer Bauweisen
Weitere Etablierungsverfahren (Auswahl) für Wildpflanzenarten
Neben der
Ansaat reiner Saatgutmischungen sind in der Praxis eine Reihe weiterer
Möglichkeiten der Grünlandetablierung durch
Saatgutaufbringung oder Initialpflanzung bekannt. Abhängig vom
Begrünungsziel und/oder den Standortbedingungen der zu
begrünenden Fläche wird zunächst ein
Zielartenspektrum festgelegt. In einem nächsten Schritt
erfolgt die Auswahl von Spenderflächen, in denen die Zielarten
vorkommen. Der Reifezeitpunkt der Zielarten bestimmt den Erntetermin
des Pflanzenbestandes. Wenn diese Termine zeitlich sehr weit
voneinander entfernt liegen müssen auch die Erntetermine
gestaffelt werden.
Wiesendrusch: bei
diesem Verfahren werden Spenderflächen in
Abhängigkeit von der Befahrbarkeit entweder direkt mit einem
Mähdrescher beerntet oder die Fläche wird
gemäht und anschließend an einem zentralen Punkt
gedroschen. Das Material ist sofort nach dem Drusch zu trocknen sofern
es nicht zeitnah auf der Spenderfläche aufgebracht wird. Die
Menge des Druschgutes kann durch grobes Absieben von Stängeln
und Blättern reduziert werden. Es ist im trockenen Zustand
eingeschränkt (1-2 Jahre) lagerfähig.
Frisches Mähgut:
Wenn der Aufwuchs der Spenderfläche zwischen Gewinnung und
Aufbringung umgeschlagen werden muss, erfolgt die Mahd im feuchten
Zustand des Pflanzenbestandes um Saatgutverluste zu minimieren. Bei der
Verwendung von Schneidladern kann die Spenderfläche auch
abgetrocknet sein. Das Mähgut muß innerhalb weniger
Stunden auf der Spenderfläche ausgebracht werden um
Selbsterwärmung zu vermeiden.
Oberbodenauftrag:
Bei Eingriffen in die Landschaft ist es manchmal erforderlich, das
Wertvolle Grünlandbestände entfernt werden
müssen. Dieses Material kann als zerkleinerter Oberboden (z.B.
bei Pflanzenbeständen, wie magere Sandtrockenrasen, die keine
dichte Narbe ausbilden) oder in Form von Vegetationsstücken
zur Initiierung einer Vegetationsentwicklung genutzt werden.
Zerkleinerter Oberboden
kann aufgehaldet werden. Er ist einige Monate lagerfähig, da
hier vor allem die Samen der Diasporenbank genutzt werden.
Vegetationsstücke
oder Soden sollten vor der Entnahme gemäht werden um nach dem
Übertrag das Anwachsen zu erleichtern. Sie sind nur
kurzfristig lagerfähig. Die Entnahmetiefe hängt von
der Hauptwurzelzone des Spenderbestandes ab. Diese sollte etwa zu 75%
erfasst werden um günstige Anwachsergebnisse zu erreichen. Ein
ausreichender Bodenschluß sollte durch Anwalzen oder
Festtreten erfolgen.
Initialpflanzungen von Zielarten:
Nicht immer kann der angestrebte Pflanzenbestand
ausschließlich über das Ausbringen von Saatgut
realisiert werden. Verschiedene Gründe sprechen
dafür, einzelne Arten durch Pflanzungen zu etablieren wie die
nachstehenden Beispiele zeigen:
-
Die Keimbedingungen werden unter natürlichen Klimaten sehr
selten erreicht (Pulsatilla sp.) – Anzucht im
Gewächshaus.
-
Extrem seltene Arten, von denen zu wenig Basissaatgut für
großflächige Ansaaten zur Verfügung steht.
-
Nur ein geringer Teil der Gesamtfläche weist extrem
verschiedene Standortbedingungen auf – feuchte Mulden,
trockene Kuppen oder verschiedene Böden.
-
Die Rahmenbedingungen erlauben nicht den
großflächigen Umbruch der Fläche.
-
Die Maßnahmefläche ist insgesamt sehr klein z.B.
einzelne Uferabschnitte von wenigen Metern Länge.
Neben Topfkulturen
eignen sich auch Soden und Vegetationsstücke (siehe oben)
für Initialpflanzungen.
Generell sind alle
genannten Etablierungsverfahren miteinander kombinierbar. Sie
können darüber hinaus durch
Gehölzpflanzungen oder –ansaaten ergänzt
werden.